Schülerinnen und Schüler suchen »Spuren jüdischen Lebens« auf künstlerischen Wegen
Anfang März 2022 gingen Mitarbeiterinnen des Stadtmuseums mit Kartenansichten von 1935 und historischem Material in die »Klasse:Kunst«-Klassen an der Grundschule Bertolt Brecht und der Astrid Lindgren Grundschule sowie zwei Kunstkurse der Musik- und Kunstschule Schwedt. Nach einem Vortrag gab es einen Stadtrundgang mit den Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 8 und 18 Jahren zu Orten wie dem einstigen Knabengymnasium, dem Buchbinderladen, dem jüdischen Kaufhaus, deren Grundmauern heute nicht mehr existieren wie so viele andere jüdische Gebäude und Stätten. Auch der Standort der ehemaligen Synagoge und des Ritualbads wurden besucht.
Das Ziel der Zusammenarbeit ist wichtiger denn je: Junge Menschen beschäftigen sich mit der Geschichte der Stadt und sehen Parallelen aber auch Unterschiede ihres eigenen Alltags zu dem von 1935. Der pädagogische Zugang zum Thema sollte ein kunstorientierter sein; das Aneignen von historischem Wissen passierte dann sozusagen ganz »beiläufig«. Bereits im Herbst 2021 begannen die Planungen zwischen dem Stadtmuseum, den zwei Grundschulen und der Musik- und Kunstschule. Nun ist eine Ausstellung im Seminarhaus des Stadtmuseums Schwedt zu sehen – ein authentischer Ort auf dem Boden der zerstörten Synagoge, der mit einer Auswahl an Tuschezeichnungen, Graffiti-Arbeiten, Collagen und getöpferten Straßenzügen die Wände und Zwischenräume belebt.
Wie Lysann Vahrenhold von der Musik- und Kunstschule Schwedt bildhaft in ihren Worten zur Eröffnung beschreibt, sind erste Steine des gedanklichen »Wiederaufbaus« in Bewegung gebracht worden: »Auch wenn nur vereinzelt Menschen von 1935 gezeichnet wurden, haben die Kinder begonnen, Fragen zu stellen. Stein für Stein und Straßenzug für Straßenzug näherten sie sich durch das Zeichnen und Gestalten dem Inneren, nämlich den ganz persönlichen Lebensgeschichten von jüdischen Menschen.« An der Ausstellungseröffnung am 29. April 2022 nahm auch die Schwedter Bürgermeisterin teil.
Fotos und Text: Annett Wagner, Kunstschullehrerin bei »Klasse:Kunst«